Donnerstag, 2. Juni 2016
Mit seinem Konzept, kleiner Segelschiffe im Kreuzfahrtmarkt anzubieten, belegt seit diesem Jahr der Bremer Steffen Spiegel eine Nische. Flaggschiff der bislang aus drei Seglern bestehenden Flotte des neugegründeten Unternehmens Bow Line ist der Dreimaster »Running on Waves«. Albert Rohloff war bei der Jungfernfahrt des Unternehmens dabei – einem einwöchigen Törn durch die Ägäis.
An den Rumpf der Running on Waves schlagen glucksend die Wellen der Ägäis. Die Sonne steht noch flach über dem Horizont und schickt rotgoldene Lichtkegel durch das Bullauge in die kleine aber wohnlich eingerichtete Kabine. Zeit für den ersten Kaffee des Tages. Über eine steile aber an jeder Stufe beleuchtete Holztreppe, deren Trittkannten zur Sicherheit mit silbernen Eisen armiert sind, geht es hinauf an Deck. Es ist schon jetzt angenehm warm - etwas mehr als 20 Grad. Das Meer ist noch dunkelblau. Im Laufe des Tages wird es von leuchtendem Türkis am Mittag, wenn die Sonne hoch steht und am Ufer bis auf den Grund leuchtet, bis zum dunklen Rot am Abend changieren. Jetzt herrscht beinahe Windstille. Jedenfalls an Bord. Die Segel sind gesetzt.
Die Running on Waves ist eine Segelyacht und ein Kreuzfahrtschiff zugleich. Ans Luxuriöse grenzende Annehmlichkeiten? Ja. Gutes Essen? Oh ja! Jeden Tag in einem anderen Hafen? Na klar! Aber Gigantomanie auf zwölf Decks? Mehrere tausend Gäste an Bord? Zahllose Bars und Restaurants? Abendliche Shows? Das alles nicht. Dennoch: Langweilig wird es nie auf dem klassischen Klipper Baujahr 2011.
Die Yacht ist gelassen unterwegs. Etwa sieben Knoten. Mit 1200 Quadratmeter Segelfläche ist der 64 Meter lange und neun Meter breite Dreimaster bestens versorgt. Die 13 Segel bringen ihn auch bei leichter Brise problemlos in Fahrt. Dabei hilft der geringe Tiefgang von 3,20 Metern, mit der die hochseetüchtige Running on Waves auch das Anlaufen von Häfen kleinerer Küstenstädte problemlos ermöglicht. Unter Maschine erreicht die schlanke Yacht maximal 18 Knoten. Bei Bedarf kommen Stabilisatoren zum Einsatz.
Der Bedarf besteht jetzt nicht. Man nimmt sich Zeit zwischen den Inseln der Kykladen. Noch wird das Frühstück vorbereitet, doch wer es sich am Heck gemütlich macht (und vielleicht eine erste Zigarette ansteckt), der muss nicht lange auf eine Tasse Kaffee warten. Der indonesische Oberkellner mit dem ortstypischen Namen Franz kennt jeden Gast beim Vornamen und seine Bedürfnisse. Man ist per Du an Bord. Doch das tut der gegenseitigen Höflichkeit nicht den geringsten Abbruch....
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